Zwar gab es immer mal wieder skep- tische Lieferanten, die ihre Produkte lieber über den Fachhandel verkauft hätten. Aber der Erfolg seines Inter- net-Handels gab Fred Seidel recht. „Ich habe eben zur richtigen Zeit das Richtige getan. Wenn ich heute einen Online-Handel starten würde, hätte ich keine Chance mehr.“ Rund 10.000 Artikel umfasst heute das Sortiment der S&O-Handels- gesellschaft. SO-Tech, Junker oder Blankett heißen einige Marken, unter denen er seine Produkte vertreibt, von Scharnieren und Tischbeinen über Einbauleuchten bis hin zu Schraubwerkzeu- gen – eben alles, was das Handwerkerherz höherschlagen lässt. Aber auch Unterneh- men sind Kunden der S&O-Handelsgesell- schaft. Produziert wird in Asien, die Lieferan- ten sitzen in Europa; in Polen, China und vor Ort in Versmold werden die Produkte auf ihre Qualität hin kontrolliert, in Varel bei Oldenburg betreut ein Team den Online-Handel. So wurde aus der Tischlerei aus Versmold ein internatio- nal aufgestelltes Unternehmen. Alle Versmolder Sportvereine Auch Fred Seidel hat sich verändert, ist mit seinen Aufgaben gewachsen. Mehr Angestellte bedeutet auch, mehr Verantwortung zu übernehmen und zu lernen, Mitarbeiter zu führen. Und selbstbewusster sei er geworden. Eine Rede vor 120 Leuten zu halten, könne er inzwischen auch ganz gut. Kreativ ist er allerdings nach wie vor: „Ich habe jeden Tag neue Ideen für Produkte“, erzählt Fred Seidel. Inzwi- schen sind viele durch Geschmacks- muster und sogar Patente geschützt. Sein beruflicher Erfolg erlaubt ihm, sich einige Wünsche zu erfüllen, auch wenn er das meiste Geld ins Unter- nehmen reinvestiert. Da ist zum Bei- spiel die kleine Tischlerei, die er sich Die Marke SO-Tech ist inzwischen weit über Versmold in ganz Europa bekannt. Foto: Christine Nagel in der Scheune seines Bauernhauses eingerichtet hat, mit „vernünftigen Maschinen.“ Sein beruflicher Erfolg er- laubt ihm ebenfalls, großzügig zu sein. Unter den Vereinen, die profitieren, sind bekannte Namen wie der VfL Os- nabrück und Arminia Bielefeld. Fragt man ihn, warum er alle Versmolder Sportvereine sponsert und immer wie- der auch karitative Einrichtungen vor SO-Tech ist seit Jahren auch Sponsor bei Arminia Bielefeld. Foto: SO-Tech Ort unterstützt, sagt Fred Seidel nur: „Weil andere das nicht mehr machen.“ Es sei seine Art, seiner Heimatstadt Versmold etwas zurückzugeben. Aber natürlich profitiert auch seine Firma durch die Bekanntheit, die das Spon- soring mit sich bringt: Schwierigkeiten, Azubis oder Mitarbeitende zu finden, hat das Unternehmen nicht. Ziel: die Platzreife Er selbst treibe keinen Sport, so Fred Seidel, dafür fehle ihm einfach die Zeit – wie für so vieles andere auch wie zum Beispiel das Angeln, die Garten- arbeit, der Hausumbau oder Spazier- gänge. Im Herbst 2022 allerdings hat er zusammen mit seinem Team einen Schnupperkurs beim Golfclub in Peckeloh belegt. „Der Kurs ist bei den Mitarbeitern gut angekommen“, so Fred Seidel. Bei ihm anscheinend auch, denn sein Plan ist, zusammen mit dem Vorsitzenden der Sportfreun- de Loxten, Andy Evers, die Platzreife zu erlangen. „Die meisten Leute mei- nen ja, dass Golf ein elitärer Sport ist. Das ist er ja gar nicht, was viele unse- rer Mitarbeiter auch gemerkt haben.“ Und noch etwas hat ihn überrascht: „Ich hätte nicht gedacht, dass Golf so anstrengend ist.“ Es sei ein schöner, ruhiger und auch geselliger Sport. Die Platzreife ist nur ein Ziel, das er noch erreichen will. Ein anderes: mit seiner Firma weiter zu wachsen. „Richtig große Wünsche habe ich nicht mehr. Ich bin ein glücklicher Mensch.“ 43